In dieser Ansicht wird der letzte Anlass angezeigt. Für alle anderen klicken Sie bitte auf das entsprechende Datum.


Donnerstag, 20. November 2025

Kann Lyrik heute noch begeistern?


Etzelzentrum, Kleiner Saal, Wädenswil


Ja, zeigte der Abend mit Simone Lappert bei der Lesegesellschaft Wädenswil.

 

«längst fällige verwilderung», genauso geschrieben, titelt das Lyrikbändchen, das Simone Lappert dem Publikum nahebrachte. Ungefähr 35 Lyrikbegeisterte Wädenswilerinnen und Wädenswiler folgten der Einladung der Lesegesellschaft in den Etzelsaal.

 

Den Abend moderierte Nicole Dreyfus engagiert und in einer Weise, die das Schreiben von Frau Lappert allen lebendig werden liess. «Verwilderung» im Titel, was bedeutet das? «Weltermächtigung» antwortete Simone Lappert. Wenn wir das hören, denken wir sofort an die Natur, die künstliche Einrichtungen überwuchert und sich so zurückholt. Das kann Lyrik, sie bringt Wörter in einen nicht alltäglichen – oder doch – Zusammenhang und öffnet so ein faszinierendes, erfüllendes Geschehen. Die gewohnten Massstäbe verschieben sich im Schreiben, genauso auch, wenn man an den Ort seiner Kindheit zurückkehrt: «hinter dem zaun das haus und die geschruppten zimmer, die hierarchie der birken leicht verschoben» … «die gerüche im hausflur zerzaust erhalten», trägt die Lyrikerin vor. Ein Gedicht ist immer auch ein Ergebnis einer kleinen Forschung nach innen, von einer Frage ausgelöst: «entschuldigung, wo kann ich hier ungestört scheitern?». Wohl weit weg genug, wie ein weiteres Gedicht heisst.

 

An die Jungen im Publikum

Lyrik will nicht immer verständlich sein, aber sie will, dass man an den Worten hängen bleibt, aufmerksam dem folgt, was da in Bewegung gerät. Und wer selber schreiben will, verbringe viel Zeit mit den Dingen, schaue und höre, was damit passiert. 

 

Am Ende schenkte uns Simone Lampert, auch wenn es fast unmöglich ist, ein Gedicht zu beenden, noch eines mit einer wunderbaren Pointe: «du schiebst die krise im zickzack über den rasen, die blumen lässt du stehen.»

 

Nach grossem Applaus klang der Abend in angeregten Gesprächen bei Glühwein und Süssigkeiten aus.