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Kirchgemeindehaus Rosenmatt, Wädenswil
«Die Wünsche gehören uns» – so heisst der jüngste Roman der Richterswiler Autorin Katharina Geiser. Er zeichnet die letzten Tage von Elsie Linder nach. Sie ist die Ururgrossmutter der Autorin. 1953 wird Elsie Linder mit 84 Jahren von ihren Töchtern in ein Armenhaus im Kanton Bern abgeschoben. Elsie hat offene Beine und Mühe mit dem Gehen, aber Geist und Sinne sind hellwach. Im Armenhaus Brüggli, in dem prekäre sanitarische und hygienische Zustände herrschen, begegnet Elsie lauter Menschen, mit denen es das Leben nicht gut gemeint hat: verarmten Knechten, heillosen Trinkern, von ihren Familien Verstossenen, Kranken an Leib und Seele. Diese Figuren sind die eigentlichen Helden des sorgfältig recherchierten und literarisch erstklassigen Romans, aus dem Katharina Geiser bei der Lesung mit ruhiger Stimme bewegende Passagen vortrug.
Die Armenhäusler erhielten aber nicht nur sprachlich eine Gestalt, man konnte ihre Portraits auch auf der Leinwand sehen: Katharina Geiser hat alle Figuren auch gezeichnet. Die Abbildungen befinden sich im Anhang des Romans. Durch Text und Bild wurden die vom Amt Versorgten zu eindrücklichen, vom Leben gezeichneten Gestalten.
Ins Herz aber schloss das Publikum die Schmocker Sophie, die Lehner Stini und die Gemperle Resle vor allem auch dank der Musik, mit der Anna Trauffer den Abend mitgestaltete: der erfahrenen Klangkünstlerin gelang es mit Kontrabass, Hackbrett, mit leisem Pfeifen und dem Singen von alten Volks- und Kinderliedern eine Atmosphäre zu erzeugen, die den vom Schicksal geprüften Bewohnerinnen und Bewohnern des Armenhauses die Würde wieder zurückgab, die man ihnen zeitlebens verweigert hatte.
Die sechzig Gäste der Lesegesellschaft, tief berührt von diesem Gesamtkunstwerk, dankten Katharina Geiser und Anna Trauffer mit einem herzlichen und sehr warmen Applaus.
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