Dienstag, 5. April

Wädi-Slam: grosser sprachlicher Reichtum 


Theater Ticino, Wädenswil 


Am Dienstag, 5. April, traten im Theater Ticino acht Dichter*innen zum diesjährigen Poetry-Slam an. Vor grossem Publikum führte Jens Engelhardt gekonnt mit Witz und Charme durch den Abend. Das Publikum hatte bei diesem ausgezeichneten Line-up die schwierige Aufgabe zwischen besser und noch besser zu unterscheiden, denn am Ende muss eine Siegerin oder ein Sieger dastehen.

Es war ein Sieger: Nach langem Hin und Her zwischen dem Gedicht von Jan Rutishauser und dem Beitrag von Olivia Vera stand Jan als Sieger fest. Olivia berührte mit sehr persönlichen, fein empfundenen Zeilen über die Liebe und den Verstand, welche der Angst den Garaus machen. Doch konnten die von Jan in den Raum geworfenen Sätze über den Stress, etwa am Skiliftbügel oder in Zeiten von Corona, dem Publikum einen etwas kräftigeren Applaus entlocken.

Zwei Texte vortragen, weil sie auch ins Finale vorstiess, durfte Veronika Koch. Ihre Beiträge über das Aufräumen, das den Staub der Gewohnheit vertreiben will, sowie die Worte zu «richtig ist nicht mehr so wichtig» gefielen dem Publikum sehr gut. Die Spannung, wenn die Umsteigezeit zwischen zwei Zügen äusserst knapp wird, lässt Marius Portman nachfühlen. Was Amor alles anstellt, wie er den Hass vertreibt, wie er am Tag kommt und in der Nacht bleibt, erzählt Cocovin. Markus Werner bringt den Krach von Frau Meiers Ballermann-Musik, die alle Nerven im Haus blank legt, auf die Bühne. J-Man vereinigt die Tierwelt zu einer Liebesgeschichte, die mit dem O-Bär, dessen Kleider «Rochen», beginnt und mit «das Rehn-tiert sich nicht» endet. Jessica Brunner zieht die fein gefärbten Fäden aus ihrem Lebensteppich und verbindet so Farben mit Gefühlen. Rhythmisch und schnell malt Olivia Vera mit Worten Menschen, und zwar Frauen sowie Männer, darum sind ihr generische Feminina und Maskulina wichtig. Dieser Text brachte sie in den Final.

Ein weiteres Mal haben die jungen Poetinnen und Poeten das Publikum von ihrem grossen sprachlichen Reichtum überzeugen können.